Ismaels Geschichte hat uns ganz besonders berührt. Ismael war schon ungefähr 12 Jahre alt, als er von Hundefängern gefangen und in das Tierheim von Navodari gebracht wurde. Unsere Tierschutzfreundin Crissu entdeckte ihn im letzten Eck des Tierheims, schwer atmend oder auf der Seite liegend und vor Schmerzen stöhnend. Crissu informierte uns sofort und bat um Hilfe. Wir vermuteten einen ausgeprägten Herzwurmbefall oder eine fortgeschrittene Zeckenerkrankung und baten Crissu, Ismael sofort in die Tierklinik zu bringen. Dort wurde unser Verdacht bestätigt: Herzwurm positiv in fortgeschrittenem Stadium, Ehrlichiose positiv und - als wäre das nicht schon genug - eine akute Niereninsuffizienz. Für ihn war es „5 vor 12“, noch ein paar Tage ohne Behandlung hätte er nicht überlebt. Trotz seines fortgeschrittenen Alters haben wir uns entschlossen, ihn nicht verloren zu geben, sondern zusammen mit ihm den Kampf um sein Leben aufzunehmen. Er kam an die Dauerinfusion, bekam sofort Antibiotika gegen die Infektion und Medikamente gegen die Herzwurmlarven. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, ob wir ihn verlieren würden und bangten einige Tage um ihn.
Aber Ismael wollte leben. Als ob er geahnt hätte, dass da noch etwas ganz Großartiges auf ihn wartet und dass er doch noch einmal Glück in seinem letzten Lebensabschnitt erleben darf.
Ismael hat um sein Leben gekämpft, und nach einigen Tagen hatte er sich so weit stabilisiert, dass wir ihn in die Tierklinik von Dr. Ciuciuc nach Pitesti verlegen und in die Obhut unserer dort angestellten Freundin Anca geben konnten. Und Anca hat ihn rührend umsorgt und gepflegt, so dass seine Nierenwerte bald wieder im grünen Bereich waren und die Herzwurmtherapie erste Wirkung zeigte. Ismael war zwar immer noch sehr schüchtern und zog sich anfangs zurück, seine Erfahrungen mit Menschen waren in der Vergangenheit halt nicht die Besten, zu schwer war sein bisheriges Leben gewesen, zu verletzt war seine Seele. Nach einiger Zeit in der Tierklinik bei Anca zeigte er sich aber zunehmend anschmiegsam und genoss die Nähe und Streicheleinheiten von Anca.
Für diesen großartigen Kämpfer und ganz besonderen Hund benötigten wir möglichst bald ein ganz besonderes Zuhause. Ein Zuhause in dem er in seinem eigenen Tempo ankommen und sich einleben durfte, in dem er Sicherheit und Geborgenheit erfahren durfte, ohne dass eine Gegenleistung von ihm gefordert wurde. Und der schwierigste Teil seiner Herzwurmbehandlung musste in seinem neuen Zuhause auch noch sichergestellt sein.
Nie hätten wir gedacht, dass wir so schnell einen wunderbaren Menschen finden würden, der unserem liebenswerten Opi Ismael einen einzigartigen Gnadenplatz in Deutschland anbieten würde, ein Zuhause, in dem er mit anderen Hunden, Katzen, Pferden, Hühnern und Schafen glücklich und stets umsorgt seine letzten Monate und Jahre verbringen darf.
Unser Glückspilz Ismael durfte sich schon Anfang Februar einen tollen Platz im Reisebus aussuchen und sich auf den Weg in sein neues Leben machen.
Und so geht es Ismael heute
In seinem neuen Zuhause angekommen, zog sich Ismael erst einmal wieder ein wenig zurück und entschied für sich, dass er zunächst in dem über 1.000 qm großen Garten leben wollte. Ismaels neues Frauchen akzeptierte seine Entscheidung und stellte ihm eine warm gepolsterte Flugbox als Schlafstätte im Garten zur Verfügung. Mit Saitenwürstchen und der Hilfe seiner neuen Hundefreundin Bella ließ er sich nach einiger Zeit manchmal in die Küche locken, aber die Tür zum Garten musste stets offen bleiben, damit ihm ein Fluchtweg zur Verfügung stand. Anfassen lassen wollte er sich noch nicht. So lebte er über den ganzen Sommer in seinem großen Garten mit den Schafen, die er inzwischen als seine Herde ansieht. Auch zum Toben und Springen mit Bella ist der Garten der perfekte Platz. Ismael versteht sich mit allen Tieren und schläft auch heute noch manchmal bei den Schafen im Stall und kuschelt zusammen mit den Lämmchen.
Fremden gegenüber ist er immer noch sehr misstrauisch, aber die achtjährige Enkelin seines Frauchens liebt er sehr. Wenn sie zu Besuch kommt, hüpft er vor Freude. Auch Bürsten und Kraulen sind heute kein Problem mehr. Aber wie sie Ismael versprochen hat, darf er auch heute immer noch selbst entscheiden, was er will und was nicht.
Wir haben Ismaels Frauchen gebeten, uns ein paar Sätze zu Ismael zu schreiben. Und diese möchten wir euch nicht vorenthalten.
Sie sagt: „Ismael ist so eine Persönlichkeit von Hund, der nach all den Jahren auf der Straße noch so viel Liebe geben kann. Ich habe große Ehrfurcht vor ihm. Er ist das liebste Lebewesen, das je bei mir gewohnt hat, und ich bedauere es so, dass er nicht schon viel früher so viel Freude und Liebe in unser Leben bringen durfte.“