Vagabond - manchmal dauert es einfach etwas länger


Vagabond war ungefähr 2 Jahre alt, als er im Juli 2020 während eines Gewitters zitternd vor der Haustür der Tierarztpraxis von Dr. Cristina Crintea in Constanta saß. Selbstverständlich ließ sie ihn herein und machte sich auf die Suche nach seinem Besitzer. Nur leider fand sich auch für ihn kein Besitzer, und so nahmen wir ihn in unser Projekt auf. Er ist relativ klein und war von Anfang an sehr aktiv, menschenbezogen und ein sehr lustiges Kerlchen. Ihn zu vermitteln, wird trotz seiner schwarzen Fellfarbe kein Problem sein, dachten wir … Wir ließen ihn in der Tierpension von Cristinas Vater erst noch eine Zeit lang „ankommen“, kastrierten ihn und ließen ihm alle erforderlichen Impfungen zukommen. Schließlich machten wir noch seinen Bluttest.

 

Das Ergebnis war leider niederschmetternd: Vagabond war Herzwurm-positiv. Jetzt war guter Rat teuer, denn in Constanta konnte seine Herzwurm-Therapie nicht ausreichend überwacht werden. Also mussten wir Vagabond nach Deutschland holen. Hierfür brauchten wir aber zunächst einen freien Platz auf einer erfahrenen Pflegestelle, denn so eine Herzwurm-Therapie ist nicht ohne: 6 Monate ungefähr dauert die Therapie, 90 Tage lang muss nach einem genauen Plan mit verschiedenen Medikamenten behandelt werden, und während der ganzen Zeit muss der Hund unter ständiger Beobachtung 🧐 sein und möglichst ruhig gehalten werden, weil die absterbenden Herzwürmer in seinem Blut ihm sonst im schlimmsten Fall sein Leben kosten können. Und als wäre das alles nicht schon schwierig genug, sind die Medikamente, die eingesetzt werden, immens teuer.

 

Aber: Schwierigkeiten sind dazu da, dass man sie überwindet! Dank einer lieben Spenderin waren die Medikamentenkosten bald gesichert und nach einiger Zeit fanden wir auch eine geeignete Pflegestelle für Vagabond.

 

Bis es so weit war, ließen wir Vagabond in Rumänien nur mit Spot-ons behandeln, um die nachwachsenden Herzwurm-Larven im Zaum zu halten. Im Februar 2021 hieß es aber dann endlich Abschied nehmen, Vagabond machte es sich im Reisebus bequem und nutzte wahrscheinlich die lange Reisezeit schon einmal, um zu überlegen, womit er seine Pflegestelle in den nächsten Monaten „auf Trab halten“ konnte.

 

Kaum in Deutschland angekommen, begann seine Therapie. Elke Grafmüller legte in dieser Zeit mehrmals die Strecke zu seiner über 400 km entfernt gelegenen Pflegestelle zurück, damit Vagabond pünktlich seine erforderlichen Spritzen bekommen konnte. Und Vagabond kam prima mit seiner Behandlung zurecht. Elke traf keinen kränkelnden oder erholungsbedürftigen Patienten an. Im Gegenteil, Vagabond war putzmunter und quietschfidel. Als er begann, sich zu langweilen, mutierte er sogar zum „Ausbrecher-König“ und schloss mit den Schülern einer nahegelegenen Schule neue Freundschaften. Er brauchte dringend ein richtiges Zuhause und Beschäftigung.

 

Ende Juli war es dann endlich so weit, Vagabond wurde nach Abschluss seiner Herzwurm-Behandlung erneut getestet, und jeder von uns erwartete ein negatives Testergebnis. Weit gefehlt: Laut Test war Vagabond immer noch Herzwurm positiv. Wir waren alle entsetzt. Sollte ausgerechnet bei ihm die Behandlung zum ersten Mal nicht anschlagen? Wir ließen uns von einer Spezialistin beraten, ließen eine Röntgen-Kontrolle der Lunge machen und behandelten weitere 4 Monat mit Spot-ons. Dann endlich die befreiende Nachricht: Vagabond war frei von Herzwürmern und wieder komplett gesund. Wir waren überglücklich, weil Vagabond jetzt endlich richtig Hund sein durfte und in ein neues Leben starten konnte.

 

Aus Vagabond wird MEXX

 

Es sollte aber immer noch bis März dieses Jahres dauern, bis „seine“ Menschen kamen und sich sofort in ihn verliebten. Zunächst hat er sie für ein paar Stunden besucht, dann blieb er übers Wochenende. Seine Adoptiveltern merkten sehr schnell, dass sich Vagabond bei ihnen zuhause immer wohler fühlte und sich völlig unkompliziert in die Familie einfügte. Kein Wunder, dass er bleiben durfte und zum Einzug gleich einen neuen Namen bekam. Vagabond musste ja nun zukünftig nicht mehr als Vagabund leben und bekam deshalb den schönen Namen MEXX.

 

Mexx hat sich inzwischen ganz toll eingelebt und man merkt ihm an, dass er jetzt einfach zu Hause ist. Er hat seine Lieblingsspielzeuge, Lieblingsschlafplätze und jeden Tag einen geregelten Ablauf, was ihm sehr gut tut. Er ist ein kleiner Quatschkopf geblieben, stiehlt gerne Schuhe und legt sie immer auf das Sofa, klaut sich regelmäßig Verpackungen aus dem Müll und spielt total gerne mit Bällen und Kuscheltieren. Am liebsten spielt er mit seinem Quietsche-Ball, mit anderen Hunden und macht lange Spaziergänge ohne Leine. Gleichzeitig ist er aber sehr liebevoll, ein absoluter Kuschler, und er liebt die Wärme und die Nähe.

 

Lassen wir zum Schluss doch sein Frauchen zu Wort kommen: „Wir sind einfach sehr glücklich, dass wir Mexx bei uns zu haben und sehen jeden Tag seine Dankbarkeit, dass er endlich ein schönes zu Hause gefunden hat. Er zeigt uns seine Liebe jeden Tag.“