Akito - Wandern am Polarkreis


Ein fröhliches Hallo hier in die Runde.

 

Mich haben sie in Rumänien Akito genannt. Jahrelang habe ich als "Wachhund" auf dem Grundstück einer Möbelfirma gewohnt. Aber leider wurde ich eines Tages von einem Auto angefahren, worauf mich mein Besitzer sofort ins Tierheim zu Dr. Claudiu gebracht hat. Er hat noch gesagt, dass er keinen verletzen Hund brauchen kann, und ist einfach gegangen, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Mein gebrochenes Bein ist zwar nach und nach verheilt, ich hatte aber noch sehr lange einen richtig staksigen Gang durch den Bruch und weil meine Muskulatur dadurch so sehr zurückgegangen ist. Im Tierheim gibt es nämlich nicht wirklich viel Bewegung, und da baut sich die Muskulatur sehr schnell ab. Ich war todunglücklich im Tierheim und hatte eigentlich meinen Lebenswillen schon verloren und mich aufgegeben. Nie hätte ich gedacht, dass es sich als mein großes Glück herausstellen würde, dass mich mein alter Besitzer einfach so abgeschoben hat. Woher hätte ich auch wissen sollen, dass es auf dieser Welt noch etwas viel, viel Besseres gibt, als eine Möbelfirma zu bewachen.

 

Wenn ich gewusst hätte, dass in einem anderen Land, nämlich in Deutschland, eine Familie genau nach so jemand wie mir suchte, wäre es mir im Tierheim sicher besser gegangen. In meiner zukünftigen Familie lebte nämlich schon eine Alaskan Husky Hündin. Sie stammt aus einem großen Rudel von einer großen Husky-Farm in Schweden. Als sie „pensioniert“ wurde und bei meiner Familie einzog, vermisste sie mehr und mehr die Gesellschaft von Artgenossen, weshalb sich meine Familie nach einem weiteren lauffreudigen, freundlichen Hund umsah. Mehrere Versuche in lokalen Tierheimen scheiterten aber, weil „die Chemie“ nie so richtig stimmte. Und dann entdeckten sie mich, den freundlichen Siberian Husky! Mehrere Telefonate mit dem Freundeskreis später und nach aktuellen Videos und Berichten aus erster Hand vor Ort, stand ihre Entscheidung fest: Ich sollte ihr neues Familienmitglied werden.

 

Aus Akito wird Sammy, der Abenteuer-Hund

Anfang November 2021 stieg ich in Cristian in den Reisebus auf dem Weg zu meiner Familie. Ich wusste zwar nicht, was eine Familie ist, aber ich hoffte sehr, dass Familie wenigstens ein bisschen besser ist als Tierheim. Ich hatte ja keine Ahnung!

 

Auf einem Parkplatz in Düsseldorf bin ich in Deutschland angekommen und wurde von meiner Familie abgeholt. Ich war auch sofort bereit, in ihr Auto einzusteigen, wenn ich es nur alleine geschafft hätte mit meinen schwachen Hinterläufen. Zuhause angekommen, wurde ich zuerst bei einem kleinen Spaziergang der Hündin der Familie vorgestellt. Ich fand sie sofort SEHR sympathisch, habe sie umgarnt und versucht, ihr zu imponieren. Anfangs war sie noch ein wenig zurückhaltend, so richtig begeistert von mir war sie nicht, aber sie hat mich wenigstens nicht völlig abgelehnt. Sonst wäre das mit meiner neuen Familie wahrscheinlich auf Dauer nichts geworden.

 

Meine Familie hat mir dann zuerst einen neuen Namen gegeben, nämlich SAMMY. Den Namen finde ich auch sehr schön. Weniger schön war, dass ich in den nächsten Tagen insgesamt 4 Mal geduscht wurde, das kannte ich nicht und ich war erst einmal nicht begeistert. Nach der langen Reise und den vielen neuen Eindrücken habe ich mich am ersten Tag gleich nach dem Essen in mein neues orthopädisches Bett gelegt, habe mir noch eine ausgiebige Kuscheleinheit geben lassen und bin sofort eingeschlafen.

In der ersten Zeit habe ich meinen Menschen schon einiges abverlangt. Besonders anstrengend war es für sie, das richtige Futter für mich zu finden und mich stubenrein zu bekommen. In der ersten Zeit hatte ich nämlich immer viel Bauchweh. Aber nach ungefähr zwei Monaten hatten sie und ich den Dreh raus, seither geht es mir fantastisch.

 

Heute bin ich ein sehr hübscher, kräftiger Hund geworden, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Ich gehe jeden Tag ungefähr 3 bis 4 Stunden spazieren und schnuppere am liebsten die Straßen entlang. Ich freue mich auch immer besonders aufs Autofahren und würde - wenn sie mich ließen - in jedes offene Auto einsteigen.

Und ich war schon mehrmals in Urlaub. Falls ihr nicht wisst, was Urlaub ist: Man steigt ins Auto, fährt ganz, ganz lange und kommt am Ende ganz woanders raus, wo man noch nie vorher war und wo es ganz aufregend ist. Man nimmt nur sein Bett mit in Urlaub. Im Frühjahr z.B. waren wir in Nordschweden und sind stundenlang durch den Tiefschnee gewandert. Oder im September, da sind wir am Polarkreis, in den Bergen zwischen Schweden und Norwegen gewandert. Wir waren viel draußen unterwegs und haben in einer einfachen Hütte übernachtet. Durch das viele Laufen habe ich auch endlich wieder richtige Muskeln bekommen, so wie das bei einem Hund meiner Rasse sein soll.

 

Wenn wir gerade nicht in Urlaub sind und nicht spazieren gehen, spiele ich gerne Tau ziehen oder Frauchen fangen, kuschele gerne und esse für mein Leben gerne. Herrchen sagt immer, unsere gemeinsamen Abenteuer hätten uns sehr zusammengeschweißt. Ich würde sagen, mein Leben mit meiner Familie ist einfach perfekt! Wenn der Möbel-Fritze wüsste, was er mir für einen Gefallen getan hat, als er mich verletzt im Tierheim entsorgt hat …