Lilli - Hauptsache, man kann es kauen


DAS MUSS ICH EUCH UNBEDINGT ERZÄHLEN!!!

 

Im Februar dieses Jahres, als ich noch ein Welpe war, hat mein Besitzer in Rumänien mich und meine 4 Geschwister an einer vielbefahrenen Nationalstraße einfach so aus dem Auto geworfen. Das geht ganz leicht: kurz bremsen, Autotür auf, Welpen raus, Tür zu, Gas geben. Dauert nur ein paar Sekunden. So richtig helle kann er aber nicht gewesen sein, er hat nämlich übersehen, dass nur wenige Meter entfernt ein Polizeiauto stand. Und der Polizist konnte prima sein Nummernschild erkennen und ihn sogar filmen, als er uns „entsorgte“. Ich will nicht gehässig sein, aber ich hoffe inständig, DASS DIESER MISTKERL EINE SAFTIGE STRAFE BEKOMMEN HAT. Nicht einmal in Rumänien ist es nämlich erlaubt Hunde auszusetzen.

 

Da liefen wir also herum am Straßenrand, und ein LKW nach dem anderen rauschte an uns vorbei. Der Polizist wusste auch nicht so genau, was er jetzt mit uns machen sollte, als plötzlich ein Auto eine Vollbremsung hinlegte und auf dem Seitenstreifen hielt. Elke und Christine hatten uns am Straßenrand entdeckt, kamen aus dem Auto gesprungen und nahmen uns alle sofort auf den Arm, damit wir nicht doch noch überfahren wurden. Ihr hättet die Erleichterung im Gesicht des Polizisten sehen sollen! Er war überglücklich, dass die beiden deutschen Frauen jetzt sein Problem lösen und die Welpen mit in das Tierheim von Dr. Claudiu nehmen würden.

 

Im Tierheim angekommen, wurden wir sofort prima versorgt und hatten in den nächsten Wochen nichts anderes zu tun, als gesund zu bleiben, zu wachsen und Gewicht zuzunehmen. Für alles andere war gesorgt, denn eine ganz liebe Familie, nämlich Elke, Erika und Sven, haben uns auf Facebook entdeckt und sofort als „Familienaufgabe“ für alle 5 von uns die Patenschaft übernommen. Sie haben uns unsere Namen gegeben, haben für unser Entwurmen, Entflohen, für das Chippen und den EU-Heimtierausweis gesorgt und haben unsere Unterbringung im Tierheim gespendet. Ich habe von meiner Patin Elke den wunderschönen Namen Lilli bekommen, meine Schwestern heißen Ayla, Moya und Femi. Mein Bruder bekam den Namen Hoshi. Während es uns Mädels die ganze Zeit richtig gut ging, hat es unser kleiner Hoshi leider nicht geschafft, er ist Ende März gestorben.

 

Meine Patin Elke hat auch sehr schnell entschieden, dass ich ihr zukünftiger Herzenshund werden soll, hat sich immer wieder nach mir erkundigt und ist vor lauter Daumen drücken kaum zu etwas anderem gekommen. Als wir dann endlich die letzten Impfungen hinter uns hatten, war ich auch die erste von uns, die in den Reisebus klettern durfte, weil Elke mich so schnell wie möglich bei sich haben wollte. Sie hat sich so auf mich gefreut, dass ich, da war ich noch nicht einmal angekommen, schon eine Versicherung hatte, Steuerzahlerin war, eine Registrierung bei Tasso hatte und auch der erste Termin beim Tierarzt schon fest ausgemacht war. Alles, was ich sonst noch brauchen würde, war natürlich auch schon längst angeschafft. Ich wurde geliebt und sehnsüchtig erwartet. Gibt es etwas Schöneres auf der Welt?

 

Lilli krempelt den Haushalt und das Leben um

 

Kurz vor Ostern haben mich Elke und Erika dann in Ettlingen abgeholt. Elke hat mich auf den Arm genommen, und es war auch von meiner Seite sofort Liebe auf den ersten Blick.

 

Heute bin ich im schönen Taunus zu Hause, und mein Frauchen Elke ist einfach wunderbar. Sie ist auch sehr klug und nie richtig böse mit mir, wenn mir wieder einmal eines meiner „Missgeschicke“ passiert. So hat sie z.B. sofort eingesehen, dass kostspielige Gardinen in einem Haushalt mit Welpen überbewertet und fehl am Platz sind und dass abgenagte Schuhe durchaus noch im Stall Verwendung finden können. Und sie war mir so dankbar, als ich sie nicht mehr morgens um 4 Uhr, sondern erst um 6 Uhr geweckt habe. Als wir noch um 4 Uhr aufgestanden sind, habe ich ja immer später noch ein gepflegtes Vormittagsschläfchen gemacht, aber mein Frauchen musste halt leider ins Büro. Und so ab 11 Uhr wäre sie täglich bereit gewesen, ihren rechten Arm für ein kleines Nickerchen zu opfern.

 

Und stellt euch vor, trotzdem hat sie jedem erzählt, dass die ersten Wochen mit mir zwar sehr anstrengend aber wunderschön waren. Ist sie nicht nett? Sie sagt auch, ich bin unglaublich schlau und gelehrig und wachsam … manchmal vielleicht ein wenig zu wachsam für ihren Geschmack, wenn ich mal wieder niemand aufs Grundstück lassen will. Wir gehen aber inzwischen in die Hundeschule, weil mein Frauchen findet, dass wir „an ein paar Themen noch arbeiten müssen“. Na ja, wenn sie es sagt!

 

Ich gehe gerne in die Hundeschule und lerne neue Sachen. Ich interessiere mich einfach für alles und muss alles erkunden und untersuchen. Ich liebe Pferde, Katzen und andere Hunde. Bei Menschen bin ich noch recht vorsichtig. Wenn der Mensch einen Hund oder ein Pferd dabei hat, vertraue ich ihm eher, aber ich mag mich nicht von Fremden anfassen lassen. Mein Frauchen sagt, das wäre ok so, sie würde es auch nicht mögen, wenn Fremde ihr die Frisur verwuscheln. Habe ich euch nicht gesagt, dass sie sehr klug ist!

 

Besonders liebe ich Wasser. Ich kann sehr gut schwimmen. Und ich lebe und sterbe für ein Schweineohr und für Markknochen. Ansonsten lebe ich nach dem Motto: Hauptsache, man kann es kauen! Und ich mache da keinen Unterschied, ob es sich um Futter oder ein paar nagelneue Turnschuhe handelt. Ich bin einfach nur glücklich und genieße mein Leben in vollen Zügen. Ich muss euch jetzt aber Tschüss sagen, weil mein Frauchen auch unbedingt noch einmal zu Wort kommen will:

 

„Lilli ist eine wunderbare Freundin geworden, und ich bin wahnsinnig gespannt darauf, wie sie sich weiter entwickelt. Sie braucht jedoch viel Raum dafür und ist sehr kompromisslos, wenn es darum geht, mir das klar zu machen. Ich liebe Hunde mit so klaren Vorstellungen und möchte sie auch nicht anders haben. Sie hat ihre Vorlieben und sie hat ihre Macken. Die habe ich auch, und die darf auch sie haben. Ich schätze, dass sie einmal ein sehr selbstbewusster Hund werden wird, der es auch schafft in sich zu ruhen. Das Potential hat sie. Es liegt nun an uns Menschen, dass wir ihr den Raum und die Zeit geben, das auszuschöpfen.

 

Kurz und gut: Ich werde dem Freundeskreis der Straßenhunde in Rumänien auf ewig dankbar sein, dass sie nicht weggeschaut haben, dass sie meinen Schatz gefunden haben. Nicht nur Lilli hat ihr Glück gefunden, ich auch…“